Tabaksteuer 2020 bis Ende 3. Quartal
(Ursprünglich verfasst nur bis 2. Quartal)
Die Welt schimpft über Corona. Das kennen wir nun zur Genüge. Auch für unsere Branche waren es harte Zeiten. Alle Shops und Shishabars mussten schließen. Nur nach und nach durften erst Shops, später Bars unter Einhaltung strenger Hygienekonzepte wieder eröffnen. Dies gelang teils nur unter Zuhilfenahme von Anwälten und Eilverfahren vor Gericht.
Und dennoch, schaut man sich die Tabak-Statistik der ersten beiden Quartale an, so verblüfft es einen schon, denn wo soll der dort verzeichnete Anstieg denn hingegangen sein?
Aber der Reihe nach: Zunächst ein paar Zahlen:
Mengen in Tonnen (t) Veränderung:
1.Q. 2020 1267,35 1.Q. 2019 912,86 +38,8%
2.Q. 2020 1458,69 2.Q. 2019 1074,64 +35,7%
Erstattungen von Steuerzeichen:
1.Q. 2020 13,83 1.Q. 2019 7,09 +95,1%
2.Q. 2020 20,45 2.Q. 2019 25,35 -19,3%
Daraus folgender Nettobezug:
1.Q. 2020 1253,53 1.Q. 2019 905,77 +38,4%
2.Q. 2020 1438,23 2.Q. 2019 1049,29 +37,1%
Bezüge per Kleinverkaufspreise in t:
17,90: (89,50/kg)
1.Q. 2020 222,55 1.Q. 2019 136,8 +63,2%
2.Q. 2020 321,74 2.Q. 2019 177,6 +81,2%
16,90: (84,50/kg)
1.Q. 2020 219,29 1.Q. 2019 136,38 +63,2%
2.Q. 2020 379,1 2.Q. 2019 244,69 +54,9%
Auf weitere Zahlen wollen wir jetzt nicht eingehen. Wer möchte, kann die Zahlen bei destatis unter folgenden Links selbst einsehen:
Für den Fall, dass die Links die pdf-Dateien nicht direkt auswerfen oder Fehler kommen, was bei Links und deren Aktualität immer sein kann, der kann unter destatis.de ins Suchfeld Tabaksteuerstatistik 2020 eingeben und wird dann fündig.
Interessant nun ist die Frage: Wie kann es sein, dass, wenn doch alle Shops zu hatten und alle Bars ebenfalls zu hatten, dennoch soviel Tabak konsumiert werden konnte?
Da kommt man sich ja schon vor wie zu Zeiten der amerikanischen Prohibition mit Al Capone und Konsorten…
Nein, die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Zunächst einmal blieben viele Menschen mit Kurzarbeit oder anderen Modellen zu Hause sitzen und haben so viel mehr Shisha geraucht, als der normal übliche Alltag zulässt. Zudem wurde dann ebenfalls – anstatt in einer Bar – auch zu Hause Pfeife geraucht. Alle Onlinehändler hatten extrem viel zu tun. So hat Shishaworld in drei Schichten gearbeitet und Shisha Nil nach Hörensagen teils bis zu zehn Tagen gebraucht, um Pakete noch rauszubringen.
Dazu kamen viele Shops, die Ihren von Kunden per Whatsapp Bestellungen erhielten und diese lokal auslieferten oder zur Abholung bereithielten. Dabei entstanden teils witzig kreative Ideen, wie man das Ganze kontaktlos gestalten konnte und wollte. So wurden teils Eingangstüren ausgehangen oder umgebaut, sodass eine Luke vorhanden war oder Ware wurde per Paypal bezahlt und dann vor der Türe abgeholt. Am Ende haben es alle irgendwie mehr oder weniger gut überstanden. Sicherlich wird der eine oder andere es nicht geschafft haben, aber zumindest in der Tabakbranche hat – was den Bezug von Tabak angeht- Corona eher geholfen als gestört, auch wenn das jetzt der Einzelhandel und die Gastronomie nicht lesen wollen, aber wir halten uns hier lediglich an die Statistik.
Positiv:
Aber auch positiv zu sehen ist, dass sich die Barbesitzer ebenfalls alle viele Gedanken zu Konzepten gemacht und schlussendlich umgesetzt haben. So hat der „Einwegschlauch“ endlich Einzug in die Bars gehalten und man kann nur hoffen, dass dieser bleibt. Zwar hilft dieser nur bedingt, da sobald man in eine Pfeife einpustet, um vorhandenen Rauch auszupusten, es dann schon wieder in Sachen Hygiene bedenklich ist. Oder besser gesagt, wer in bestimmte Etablissements geht und sich schützt, ist wahrscheinlich besser geschützt als der, der an einer Shisha nuckelt und diese ggf. auch noch teilt. Mal drüber nachdenken.
Denn beschäftigt man sich mit der Physiologie des Virus, stellt man fest, dass dieser schwer abzutöten ist. Es reicht da nicht, einfach nur die Pfeifen auszuwaschen.
Heiß auswaschen mit einem Fettlöser mit anschließender Desinfektion und erneutem Auswaschen sollte es schon sein. Allerdings riskiert man da, dass die Bowls Risse kriegen oder gleich platzen. Schwieriges Thema und auch von uns nicht weiter recherchiert. Bei dem nächsten Besuch werde ich das aus reinem Interesse hinterfragen.
Fazit:
Der Tabakbezug hat unter Corona nicht gelitten, ganz im Gegenteil, er ist stark angestiegen. Die Zahlen decken sich mit den Erkenntnissen aus Rückmeldungen befreundeter Geschäftspartner. Sollte dieser Anstieg so bleiben, könnte Wasserpfeifentabak bzw. unsere Branche einen neuen Rekord knacken, der in Richtung der 6.000t / Jahr ginge.
So, bis auf die verabschiedenden Sätze wäre hier eigentlich jetzt Schluss, denn es sollte ja nur ein kurzes Telegramm werden.
Also warum geht es jetzt hier weiter?
Das ist einfach dem Umstand geschuldet, dass der Text eigentlich in der letzten Ausgabe des Shisha Journals hätte erscheinen sollen, dies aber leider nicht umgesetzt wurde. Warum? Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Man könnte sagen, er wurde vergessen oder er wurde einfach zu spät eingereicht, die Ausgabe war schon voll und ja, vielleicht sind Zahlen nur für die Nerds der Shishaszene interessant.
Vielleicht von allem ein Bisschen, aber auf jeden Fall gab es auch einen Irrweg, den der Artikel nahm. Anstatt wie korrekt per E-Mail, wurde er per WhatsApp eingereicht und da kann dann eben auch mal etwas untergehen.
Aber gar nicht schlimm, denn mit den nun folgenden Zahlen des vollendeten 3. Quartals wird es noch ein Stück interessanter:
Mengen in Tonnen (t) Veränderung:
1.Q. 2020 1267,35 1.Q. 2019 912,86 +38,8%
2.Q. 2020 1458,69 2.Q. 2019 1074,64 +35,7%
3.Q. 2020 1977,68 3.Q. 2019 1234,04 +60,3%
Gesamt: 4703,72 Gesamt: 3221,54
Erstattungen von Steuerzeichen:
1.Q. 2020 13,83 1.Q. 2019 7,09 +95,1%
2.Q. 2020 20,45 2.Q. 2019 25,35 -19,3%
3.Q. 2020 123,80 3.Q. 2019 11,31 +994,4%
Daraus folgender Nettobezug:
1.Q. 2020 1253,53 1.Q. 2019 905,77 +38,4%
2.Q. 2020 1438,23 2.Q. 2019 1049,29 +37,1%
3.Q. 2020 1853,88 3.Q. 2019 1222,72 +51,6%
Wir schenken uns hier, den Rest zusammen zu rechnen. Jeder hat einen Hausabakus und kann das selbst, wenn’s denn beliebt.
Und der Nettobezug ist eh nur für die Korinten…. der Branche.
Es bleiben also folgende Weisheiten:
Das 3. Quartal, das in der Regel immer unter Urlaub leidet und dem in jedem Jahr immer schlechten September, hat einen immensen Schub verzeichnet. Warum? Ganz einfach… Für die meisten gab es eben keinen Urlaub! Entweder Corona bedingt oder mangels Masse, was in den meisten Fällen auch auf Corona zurückzuführen ist, denn mit Kurzarbeit oder ALG1 in Folge eines Jobverlusts, reist es sich schlecht, besonders mit Familie. Also wurde anscheinend der daraus sich ergebende Frust und die freie Zeit verqualmt.
Bleiben wir bei den Zahlen:
60% Steigerung zum Vorjahr und nun bereits 4.700t Pfeifentabak (WPT) am Ende des 3.Quartals im Vergleich zu rund 4.400t im gesamten Vorjahr. Das lässt stark hoffen, dass wir die 6.000t knacken, was dann echt den krassesten Anstieg aller Zeiten bedeuten würde.
Interessant ist aber auch, dass im 3. Quartal knapp 124 Tonnen Tabak wohl vernichtet wurden, denn für so viele Tonnen wurde Tabaksteuer erstattet und knapp 158 Tonnen im gesamten Jahr 2020.
Es scheint also, dass lieber Altlasten vernichtet werden, als auf ein Wunder zu hoffen und immerhin schlummern da wahre Schätze an Tabaksteuern. So was kann quasi die Reserve für schlechte Zeiten sein. Denn allein im 3. Quartal wurden ganze 17,8 Millionen € erstattet. Das ist nicht wenig!
Also es bleibt spannend!
Mal sehen, was das letzte Quartal so an Zahlen bringt. Lange müssen wir ja nicht warten, denn in wenigen Tagen ist das Jahr vorbei. Die Auflösung liest man dann in der nächsten Ausgabe des Shisha Journals.
Und in Zeiten wie diesen braucht man sich nicht schämen, wenn man seinen Schlauch nicht teilen möchte. Denn wer mag schon einen Shisha Gang Bang… oder anders herum Gang Bang Shishan… (wo wir dann auch noch dieses Klischee mit dem schlimmsten Unwort der Shisha Community in diesem Jahr ins Magazin reingeschmuggelt hätten, in der Hoffnung es kommt durch die Zensur… 😉
In diesem Sinne, bleibt gesund und qualmt kräftig weiter, denn solche Zahlen muss ein anderes Land erstmal nachmachen…
Ihr Tino Häusler